Liebe Kolleginnen und Kollegen,
einige von Ihnen haben bemerkt, dass das Hamburger Zahnärzteblatt im Monat März nicht erschienen ist. Das gab es in der langen Historie unseres gemeinsa-men Blattes noch nie. Der Grund war nicht, dass wir sprachlos waren ob der Katastrophe, die da über uns gekommen ist. Vielmehr ließen die täglich immer größer werdenden Mengen an neuen Informationen ein gedrucktes Erzeugnis wie das HZB schon nach wenigen Stunden ziemlich „alt“ aussehen.
Wir haben in dieser Zeit sehr viele Mails und Anrufe von Ihnen bekommen. Einige wenige forderten vehement, wir mögen uns für die Schließung aller Praxen einsetzen, wohl auch in der (falschen) Hoffnung, wir würden dann eine Entschädigung nach Infektionsschutzgesetz bekommen.
Die große Mehrheit bestärkte uns allerdings in unserer Meinung, dass wir die Praxen nicht nur zur Versorgung der Bevölkerung weiter offen halten müssen, sondern auch, um uns in der Krise als Zahn-Mediziner zu zeigen, die auch unter schweren Bedingungen Verantwortung übernehmen. Die relativ geringen Zahlen infizierter Zahnmediziner in Wuhan und Italien haben uns nachträglich in unserer Meinung bestärkt. Wir respektieren aber natürlich die anderen Meinungen, denn wer kann schon von sich behaupten, in dieser noch nie dagewesenen Lage die Weisheit für sich gepachtet zu haben?
Wichtig ist, dass wir uns alle gemeinsam so bald wie möglich daran machen, unsere Praxen wieder hochzufahren, um schwere gesundheitliche Auswirkungen auf unsere Patienten zu vermeiden und natürlich auch den wirtschaftlichen Ruin vieler Praxen zu verhindern. Besonders die noch jung niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen haben einen sehr harten Schlag hinnehmen müssen. Kammer und KZV werden alles tun, was möglich ist, um Ihnen weiterhin jede mögliche Hilfestellung und seriöse Informationen zu geben.
Und auch die vielen Mitarbeiterinnen in den Praxen, die jetzt von Kurzarbeitergeld leben müssen und für die es sehr eng wird am Monatsende, sollten wir nicht vergessen. Sie sind es, die den Erfolg unserer Praxen mittragen und orga-nisieren. Schenken wir ihnen unsere besondere Aufmerksamkeit in dieser Krise.
Können wir aus dieser Krise etwas Positives mitnehmen?
Viele Kolleginnen und Kollegen in Hamburg haben sich sehr solidarisch gezeigt und Hilfe angeboten. Es gab kollegiale Unterstützungsangebote für Praxen, die keine Schutzausrüstung mehr hatten, und einige Praxen boten an, Corona-Patienten zu behandeln. Diese wirklich sehr uneigennützigen Angebote aus Ihren Reihen haben uns sehr gefreut.
Wir haben auch gesehen, auf welche Geschäftspartner wir uns verlassen können und welche die Situation ausgenutzt haben. Die meisten uns bekannten Firmen und unsere vertrauten Depots in Hamburg haben sich sehr fair verhalten und sind auch in der Krise verlässliche Partner. Die völlig abgehobenen Preise auf dem Weltmarkt für Schutzausrüs-tung werden uns aber sicherlich noch weiter verfolgen.
Was haben wir in Kammer und KZV gelernt?
Zunächst einmal: Es gibt Videokonferenzen und die funktionieren gar nicht so schlecht. So manche Fahrt quer durch Deutschland für die ein oder andere entbehrliche Sitzung wird künftig vielleicht klimaschonend eingespart.
Und wir haben auch gesehen, dass wir in unseren Häusern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die in der Not nicht nach Feierabend fragen oder sich über z. T. hunderte Anrufe täglich beschweren. Dafür möchten wir uns bedan-ken. Wir sind wirklich stolz auf Sie!
Aber wir haben leider auch verstanden, dass wir in der Gunst unseres Gesundheitsministers Jens Spahn offenbar nicht besonders weit oben stehen. Nicht nur, dass er uns beim „Krankenhausentlastungsgesetz“ außen vor gelassen hat, es bedurfte offenbar massiven Druckes, dass wir schließlich doch noch ein „Rettungsschirmchen“ bekommen haben, das für uns in Hamburg leider eher kontraproduktive Wirkung entfalten könnte. Hamburg hat nämlich die bundesweit angestrebte Überstellung der Gesamtvergütung schon seit Jahren vertraglich festgezurrt, und das ohne den Abschlag, der jetzt als Zugeständnis im Rettungsschirm verankert werden soll. Wundern Sie sich also nicht, wenn die KZV sich nicht unter diesen Rettungsschirm stellen wird.
Immerhin hat auch unser Druck dazu beigetragen, dass die Förderbedingungen für die „Hamburger Corona Soforthilfe“ in unserem Sinne geändert wurden, was wir sehr begrüßen. Unverständlich bleibt aber weiterhin, warum vom Bund nur Firmen bis 10 und dann wieder ab 250 Mitarbeiter gefördert werden. Viele große Praxen in der Stadt gehen dort leer aus.
Während wir diese Zeilen schreiben, hat die Politik entschieden, dass nun zumindest die kleineren Läden wieder öffnen dürfen und die Schulen ab Mai wieder schrittweise starten. Es gibt also Hoffnung auf das, was wir uns alle wünschen: Normalität.
Mit herzlichen kollegialen Grüßen
Konstantin von Laffert Dr./ RO Eric Banthien