Anfang Juli 2020 wurde nach mehrjähriger Vorbereitung der internationale Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (European Academy of Paediatric Dentistry EAPD) durchgeführt. Gastgeber war die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde DGKiZ und als Tagungsort war Hamburg vorgesehen. Die bis ins Detail fortgeschrittenen Vorbereitungen wurden jedoch wie so viele andere Veranstaltungen durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie und den weltweiten Lockdown jäh unterbrochen. Nachdem das gesamte wissenschaftliche Tagungsprogramm feststand, mehrere Hundert Abstracts für Kurzvorträge und Posterpräsentationen eingereicht worden waren, zahlreiche Industriepartner gewonnen worden waren und auch das Rahmenprogramm feststand, standen die Organisatoren um den Tagungspräsidenten Prof. Dr. Ulrich Schiffner (Hamburg) vor schweren Entscheidungen. Die Tatsache, dass bereits knapp 1000 Kongressanmeldungen eingegangen waren, machte die Sache nicht leichter.
Unter möglichen Szenarien, die von der Hoffnung auf einen kurzen Verlauf der Pandemie, der die Kongressdurchführung wie geplant ermöglichen würde, über eine Verschiebung der Tagung bis hin zu einer Absage reichten, entschied sich das Organisationskomitee für die Durchführung des Kongresse in Form einer Online-Tagung. Dabei sollten über eine bloße Webinar-Folge hinaus die typischen Elemente eines Präsenz-Kongresses erhalten bleiben. Mit viel Phantasie und Enthusiasmus gelang es dem Komitee zusammen mit der Kongressagentur Interplan, einen zweitägigen virtuellen Kongress mit Hauptvorträgen, Parallelprogramm, Moderation und Diskussion, wissenschaftlichen Kurzvorträgen, Posterdemonstrationen, dem für DGKiZ-Tagungen typischen Praktikerforum sowie einer Industrieausstellung zu organisieren. Auch Preisverleihungen waren integriert.
Da es für diese Art einer großen wissenschaftlichen Tagung bisher keine Vorbilder gab, die als Orientierung hätten dienen können, waren zahlreiche Erst-Entscheidungen zu fällen und bis zum Schluss herrschte Ungewissheit über die Akzeptanz des Formates. Umso größer war die Erleichterung und Freude, als am Ende mehr als 1300 Teilnehmer für den Kongress registriert waren. Das Anmeldeverhalten zeigte dabei, dass die Form eines Online-Kongresses durchaus zusätzliche Teilnehmer begeistern kann.
Der Kongress wurde aus den Räumen der Agentur Interplan in Hamburg durchgeführt. Vor Ort waren vier Personen, neben den Verantwortlichen der Kongressagentur und dem Tagungsleiter auch Herr Prof. Dr. Norbert Krämer aus Gießen. Über eine feste Datenleitung war die Präsidentin der DGKiZ, Frau Prof. Dr. Katrin Bekes, aus Wien zugeschaltet. Insgesamt war eine Vielzahl technischer Probleme zu lösen, von denen die Teilnehmer hoffentlich wenig, optimalerweise nichts mitbekommen haben.
Im Durchschnitt waren zu den Vorträgen um die 600 Teilnehmer eingeloggt, in der Spitze mehr als 800. Attraktiv für die registrierten Teilnehmer, die eine Registrierungsgebühr zu entrichten hatten, war sicherlich die Möglichkeit, innerhalb von 2 weiteren Wochen die Beiträge noch einmal ansehen zu können, bei Parallel-Sitzungen auch erstmalig. Schon während der Veranstaltung wurden zahlreiche positive Kommentare und Komplimente an die Veranstalter geschickt: „Ich habe alles mit großem Interesse und Begeisterung angeschaut und es hat doch virtuell super geklappt!“ „Vielen Dank für einen spannenden Online-Kongress! Es war mir eine große Freude dabei zu sein!“
Aus Hamburg als dem eigentlich vorgesehenen Tagungsort waren mehrere wissenschaftliche Kurzpräsentationen im Programm enthalten, die aus der Arbeitsgruppe von Prof. Schiffner eingereicht worden waren. Die Beiträge hatten aktuelle Daten zur Frühkindlichen Karies in Hamburg, aber auch zu Mineralisationsstörungen zum Inhalt. Hierunter verdient die erstmalige systematische Erfassung von hypomineralisiertem Schmelz an Milchzähnen besondere Beachtung. Im kommenden HZB werden hierzu weitere Informationen folgen.
Das Fazit des Kongresses: Die Entscheidung zugunsten eines virtuellen Kongresses war auch in der Rückschau die einzig richtige. Das Format funktioniert und besitzt eine gewisse Attraktivität. Auch wenn allenthalben die Hoffnung ausgedrückt wurde, der nächste Kongress werde wieder in gewohnter Form stattfinden, so ist es durchaus vorstellbar, dass virtuelle Elemente zukünftig einen Teil von Kongressen darstellen werden.
Prof. Ulrich Schiffner, Hamburg