Als nun 64-Jähriger nähere ich mich mit großen Schritten dem Ruhestand. Natürlich hoffe ich, dass ich gesund und munter altere, nicht pflegebedürftig werde und dann auch keine besondere zahnmedizinische Betreuung benötige. Aber betrachtet man die derzeitige zahnmedizinische Versorgungsstruktur in Hamburg aus der Sicht eines pflegebedürftigen Menschen mit Mobilitätseinschränkung (egal welchen Alters), so ist zu erkennen, dass zahnmedizinische Versorgung nicht einfach zu erlangen ist.
Folgende Stichworte dazu (ohne weitere Erläuterung):
- Aufsuchende Zahnmedizin: Ein Zahnarzt kommt in die Wohnung/Pflegeeinrichtung, weil der Besuch in der Zahnarztpraxis durch die Pflegebedürftigkeit sehr mühselig und schwierig ist – und stellt erst einmal fest, ob und welcher Behandlungsbedarf besteht
- Barrierearmer oder -freier Zugang zur Zahnarztpraxis
- Transport in eine Praxis und wieder Rücktransport in die eigene Wohnung/die Pflegeeinrichtung
- Kombiniert chir.-kons. Behandlungsbedarf in Narkose
- Bei Risikopatienten mit „mehreren Diagnosen“: Nachsorge zu Hause/in der Pflegeeinrichtung z. B. bei Nachblutungskomplikationen
- Versorgung mit Zahnersatz und Nachsorge nach Neuanfertigung
Die Honorar-Situation hat sich durch das AuB-Konzept von KZBV und BZÄK für aufsuchende Zahnmedizin und die Betreuung Pflegebedürftiger verbessert – aber „lukrativ“ (Erkl.: einträglich, gewinnbringend und dadurch für jemanden erstrebenswert) ist sie nicht, schon weil die Arbeit in der eigenen Praxis genauso gestaltet werden kann, wie der/die Inhaber(in) es gern hat. Der Weg aus der Praxis in eine fremde Umgebung/Wohnung/Einrichtung erfordert mehr Mühe und das fängt schon bei der Parkplatzsuche an.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich mit diesem Themenkreis zu befassen:
A) Ausblenden (ich bin nicht betroffen, sollen andere sich darum kümmern)
B) Delegieren (sollen Sozialpolitiker und Behörden jemanden/einen Spezialdienst dafür finden, die Leistungen definieren und bezahlen)
C) Einen begrenzten sozialen Beitrag aus medizinethischer Verantwortung leisten
D) Barmherziger Samariter sein
Es wäre falsch, an dieser Stelle des Textes eine Lösung der Probleme zu erwarten. Klar ist, dass A) und D) keine Lösung sind. B) ist denkbar, aber nicht vorhanden. Ich danke aber schon einmal allen, die sich unter C) finden und trotz der Mühen des Arbeitsfeldes die Betreuung pflegebedürftiger Patienten zu Hause und in Einrichtungen übernommen haben – und wenn es nur eine gewisse Zeit lang so war. Eine Kollegin schrieb mir, wie schwierig schon die Arbeitshaltung in der häuslichen Umgebung ist: Bei bettlägerigen Patienten macht man Kompromisse und es erlahmt die Rückenmuskulatur. Sie erbringt im Einzelfall aufsuchende Zahnmedizin-Leistungen, aber an einem Kooperationsvertrag mit einer Pflegeeinrichtung und regelmäßigen Besuchen dort ist sie mit ihrer Praxisstruktur nicht interessiert.
Dabei wäre genau das der Weg, um die Verbesserung der Honorare (AuB-Konzept der KZBV und BZÄK) gut nutzen zu können (zur Arbeitshaltung und Rückenmuskulatur gibt es auch Tipps …).
Allen, die sich z. B. nach der Praxisgründungsphase oder anderen aufregenden Zeiten in der Lage fühlen, vielleicht ihren Horizont zu erweitern und einen begrenzten sozialen Beitrag aus medizinethischer Verantwortung leisten zu können, sei eine Fortbildung ans Herz gelegt:
Programm | |
Ab 09:30 Uhr | Anmeldung |
10:00 Uhr | Begrüßung und Eröffnung; Herr Dr. Thomas Einfeldt, ZÄK Hamburg |
10:15 Uhr | Senioren: Die zahnmedizinische Zukunft; Herr PD Dr. Daniel Reißmann, UKE, Hamburg (Daten aus Demografie, Epidemiologie, Versorgungsforschung; neue AltersZM-Studieninhalte des ZM-Musterstudiengangs am UKE) |
11:15 Uhr | Kaffeepause |
11:45 Uhr | Senioren in der Praxis: 5 Schritte zum Erfolg; Herr Dr. Dirk Bleiel, niedergelassener Zahnarzt in Rheinbreitbach |
12:45 Uhr | Mittagspause |
13:45 Uhr | Aufsuchende ZM in Pflegeeinrichtungen und zu Hause, ein Praxiskonzept; Herr Dr. Dirk Bleiel, Rheinbreitbach |
14:45 Uhr | Bitte, machen Sie den Mund auf – Kommunikation mit Menschen, die mit Demenz leben; Frau Dipl.-Päd. Melanie Feige, Pflegeexpertin für Menschen mit Demenz, UKE, Hamburg |
15:45 Uhr | Lohnt sich das? Konkrete Abrechnungs-Tipps für die Senioren-ZM in Hamburg – mit oder ohne Kooperationsvertrag, Herr Dr./RO Eric Banthien, KZV Hamburg |
16:15 Uhr | Diskussion und Ende |
Der Tag der Alters-Zahnmedizin bietet die Möglichkeit, in das Arbeitsfeld hineinzuschnuppern – ganz ohne Verpflichtung! Daten und Fakten zur demografischen Entwicklung werden geliefert, erprobte Praxis-Konzepte der aufsuchenden Zahnmedizin und der Betreuung dieser größer werdenden Patientengruppe werden gezeigt, eine Pflegeexpertin erläutert speziell die Betreuung von Patienten mit Demenz und welche Honorare Sie damit erzielen können, erfahren Sie auch aus erster Hand!
Dr. Thomas Einfeldt,
Zahnärztekammer-Vorstandsreferat AltersZahnmedizin