Die Zahnärztekammer Hamburg hat bereits in diesem Jahr wieder unterschiedlichste Kurse für Quereinsteiger durchgeführt. Insgesamt sind durch diese speziellen Fortbildungsangebote in den vergangenen 15 Monaten mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Tätigkeiten in der zahnärztlichen Praxis geschult worden.
Das Angebot „ZFA-Quereinstieg: Praxiswissen intensiv“ beispielsweise vermittelt in Theorie und Praxis Kenntnisse z. B. in der Assistenz, im Hygienemanagement und für den Empfang und richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die keinen ZFA-Abschluss besitzen – vielleicht sogar Berufserfahrungen zunächst in anderen Branchen gesammelt haben.
Wieso Quereinsteiger?
Die Suche nach qualifizierten Auszubildenden und ausgebildeten ZFA gestaltet sich immer schwieriger. Gleichzeitig gibt es Branchen, in denen Mitarbeiter keine Arbeit mehr finden und bereit sind, sich in anderen Bereichen zu bewerben. Diese Mitarbeiter können verschiedene Aufgaben in einer Zahnarztpraxis leisten und das vorhandene ZFA-Praxisteam verstärken.
Geht das?
Was kann denn eine Mitarbeiterin ohne ZFA-Abschluss in der Praxis überhaupt tun? Gibt es hier nicht rechtliche Hürden, die eine Beschäftigung unmöglich oder jedenfalls nicht praktikabel sein lassen? Betrachtet man die Aufgaben in der Praxis im Einzelnen, ist festzustellen, dass bei vielen zwar die Ausbildung zur ZFA und die Kenntnis der Hintergründe und Zusammenhänge sinnvoll und wichtig, aber rechtlich nicht vorgegeben ist.
Eine gesetzliche Vorgabe gibt es zunächst beim Röntgen. Hier ist der Abschluss der ZFA-Ausbildung zwingend erforderlich. Bei der Sterilgutfreigabe ist entweder die ZFA-Ausbildung oder eine von der Deutschen Gesellschaft für Sterilgutversorgung e. V. anerkannte umfangreiche Fortbildung erforderlich. Für die Prophylaxe ist neben der Ausbildung eine Qualifikation, wie zum Beispiel zur ZMP, erforderlich. Alle anderen Aufgaben können – jedenfalls aus rechtlicher Sicht – ohne ZFA-Abschluss durchgeführt werden.
Aufgaben für Quereinsteiger
Empfang: Gerade die Tätigkeit am Empfang eignet sich gut für Quereinsteiger. Gefragt sind kommunikative und emphatische Fähigkeiten, Belastbarkeit und gute Umgangsformen – Eigenschaften, die auch in anderen Berufen gelernt werden. Wichtig ist hier insbesondere eine Vermittlung der Fachterminologie, damit die Mitarbeiterin mit den Kolleginnen in der Praxis, den Behandlern und den Patienten kommunizieren kann.
Steri: Jedenfalls in größeren Praxen kann es Sinn ergeben, eine Mitarbeiterin im Steri mit vorbereitenden Arbeiten zu betrauen. Die Freigabe darf allerdings nur von einer ZFA oder einer Mitarbeiterin mit einer entsprechend anerkannten Fortbildung erteilt werden.
Behandlungsassistenz: Die Behandlungsassistenz ist eine existenziell wichtige Aufgabe in der Praxis. Rechtlich ist eine ZFA-Ausbildung auch hierfür nicht erforderlich. Damit die Arbeit im Zusammenspiel mit dem Behandler reibungslos funktioniert, ist eine gute Einarbeitung gegebenenfalls unterstützt durch eine Fortbildung sinnvoll.
Kleine Laborarbeiten: In vielen Praxen existieren kleine Labore für kleinere Arbeiten. Die Erfahrung zeigt, dass Mitarbeiterinnen ohne entsprechende Ausbildung – entsprechendes Geschick vorausgesetzt - angelernt werden können.
Abrechnung: Auch für die Abrechnung ist die ZFA-Ausbildung zwar sinnvoll, aber aus rechtlicher Sicht nicht erforderlich. Wichtig ist eine umfangreiche Schulung.
QM: Qualitätsmanagement ist auch in vielen anderen Branchen erforderlich. Daher ist es denkbar, auch Quereinsteiger mit QM zu befassen, allerdings müssen sie umfangreich eingearbeitet und geschult werden, um die Hintergründe zu verstehen.
Ausbildung oder externe Prüfung möglich
Es muss nicht beim Quereinstieg bleiben. Bei Interesse kann auch noch eine (zweite) Ausbildung zur ZFA absolviert werden. Denkbar ist aber auch, eine sogenannte externe Prüfung zu absolvieren. Voraussetzung ist eine 4½-jährige Berufstätigkeit. Die Kammer bietet hierfür Prüfungsvorbereitungskurse im NFI an.
Wie finde ich Quereinsteiger?
Die Erfahrung zeigt, dass Quereinsteiger über Stellenanzeigen auf Jobportalen im Internet wie auch über die Arbeitsagentur gefunden werden können. Anders als bei der ZFA-Suche erhält man auf eine Anzeige häufig mehrere - und durchaus interessante – Bewerbungen. Um Interessierten einen ersten Einblick in das für sie fremde Umfeld zu geben, bietet sich zunächst ein Praktikum oder ein „Schnuppertag“ an. Bieten Sie auch gerne Praktikumsplätze über unsere Stellenbörse im Internet an.
Einbindung der ZFA
Wichtig für den Erfolg ist, die ZFA in der Praxis einzubinden. Ihnen muss deutlich gemacht werden, dass es sich nicht um eine Konkurrenz mit geringerer Ausbildung, sondern um eine Kollegin handelt, die unterstützt werden muss, da sie weniger Fachkenntnisse hat, sie aber das Team verstärkt und für die Praxis wichtig ist.
Auf einen Blick:
Zielgruppe: Quereinsteiger
- Einstieg in die Kassenabrechnung mit dem BEMA für Quereinsteiger
- Einstieg in die zahnärztliche Privatabrechnung mit der GOZ für Quereinsteiger
- Praxiswissen für Quereinsteiger
- Fit in der Assistenz - für Azubis und Quereinsteiger
- ZFA-Quereinstieg: Praxiswissen intensiv
Nähere Informationen zu den Fortbildungsangeboten für Quereinsteiger finden Sie unter:
https://kurzlinks.de/vn0v
Erfahrungsbericht von Teilnehmerin Simone Frank
Vom 26. bis 30.08.24 und am 13.09.24 fand das sechstägige Seminar „ZFA-Quereinstieg: Praxiswissen intensiv“ der Zahnärztekammer Hamburg im Norddeutschen Fortbildungsinstitut für zahnmedizinische Assistenzberufe statt.
Die ersten drei Tage wurden von der Referentin Helen Möhrke aus Berlin gestaltet. Mit viel Schwung, Professionalität und Begeisterung wurden alle Themen rund um den Praxisalltag einer ZFA beleuchtet und mit kleinen Beispielen und Anekdoten veranschaulicht. Besonders gefallen hat mir das praktische Spiel zur Verdeutlichung von Kommunikation und deren Tücken.
Die folgenden drei Tage haben Stephanie Pollok und Timna Koning aus Hamburg vor allem mit praktischen Übungen mit uns verbracht. Es hat viel Freude bereitet an den modernen Behandlungseinheiten den Umgang mit Patienten zu üben. Mit Geduld wurden hier alle Fragen von den Dozentinnen beantwortet. Wir hatten auch die Möglichkeit Füllungsmaterialien kennenzulernen, mit verschiedenen Abdruckmaterialien umzugehen und anschließend das Anrühren und Ausgießen der selbst genommenen Abdrücke zu üben. Auch das Aufnehmen von 01-Befunden wurde ausführlich erklärt und geübt.
Alle Referentinnen waren äußerst flexibel und sind auf die individuellen Nachfragen der Teilnehmer:innen eingegangen. Die umfangreichen Handouts wurden daraufhin auch direkt mit den entsprechenden Ausdrucken erweitert.
Zu erwähnen ist noch die freundliche und fürsorgliche Betreuung durch das Fortbildungszentrum. Sie ließ keine Wünsche offen und überraschte die Teilnehmer:innen täglich mit ausgesprochen leckerem Mittagessen, Kaffee, Tee und kleinen Snacks. So gut gestärkt machte das Lernen gleich viel mehr Spaß.
Mein bisheriges „Puzzlewissen“ fügte sich nach und nach zu einem großen Ganzen und ich kam nach der Intensivwoche motiviert zurück in die Praxis, in der ich seit einiger Zeit arbeite. Dort wurde ich bereits hervorragend eingearbeitet und kann nun weitere Aufgaben selbständig übernehmen. Die Fortbildung hat sich definitiv gelohnt, weitere mit verschiedenen Vertiefungsschwerpunkten sind bereits geplant.