Direkt zu den Inhalten springen
Das Portal für Zahnärzte
und Praxisteams
Information der Zahnärztekammer und der KZV Hamburg

Nationales Projekt zur Früherkennung von Mundkrebs erfolgreich angelaufen

Zahnärzte und Zahnärztinnen beteiligten sich an der nationalen Online-Befragung zur Verbesserung der Früherkennung von Tumoren in der Mundhöhle im Rahmen des nationalen Präventionsprojektes

Im September und Oktober 2023 war über die Landes- und Bezirkszahnärztekammer die zahnärztliche Kollegenschaft kontaktiert und gebeten worden, einen Online-Fragebogen zur Ätiologie, Früherkennung und den Risikofaktoren für Mundkrebs zu beantworten. Der erste Schritt für ein mehrmonatiges Projekt.
Die Ergebnisse aus 3458 Fragebögen sind nun ausgewertet. „Im internationalen Vergleich sind sich die Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland der Hauptrisikofaktoren für Mundkrebs bewusst“, sagt Prof. Hertrampf.

Ergebnisse international vergleichbar
Etwa 60 % der Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland schätzten ihr eigenes Wissen über diese Tumorerkrankung als aktuell ein. Dies ist durchaus vergleichbar mit den Ergebnissen anderer internationaler Studien. 
Bei den diagnostischen Fragen wurde die Leukoplakie mit 97 % als häufigste Läsion genannt, die mit Mundkrebs in Verbindung gebracht wird. Während die große Mehrheit der Ergebnisse auch zu diesem Fragenkomplex vergleichbar mit anderen Umfragen war, wussten in Deutschland immerhin fast 72 %, dass Mundkrebsläsionen meistens im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert werden. 
Zur Frage, wie sich eine Mundkrebsläsion im Frühstadium darstellt und welche Symptome hier beim Patienten auftreten, benannten dies 38 % der Teilnehmenden korrekt mit den Charakteristika klein, schmerzlos und rot.

Hauptrisikofaktoren sind bekannt
Betrachtet man die Ergebnisse zu den Risikofaktoren, wurde von den teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen in fast allen Fragebögen Tabakgenuss genannt, gefolgt von Alkoholgenuss und früheren Mundkrebsläsion. Diese sehr guten Werte in Bezug auf die Hauptrisikofaktoren finden sich auch in anderen internationalen Umfragen.

„Bei der Kenntnis zu der Alterszielgruppe sehen wir Verbesserungspotential“, sagt Prof. Hertrampf.

Von 95 % der teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen wurde das höhere Alter als Risikofaktor eingeschätzt, wobei nur 64 % die richtige Altersgruppe (≥ 60 Jahre) angaben.
Durchgängig etwas geringer als Fragen in Bezug auf die Risikofaktoren wurden Fragen zu Einflüssen, die alleine oder generell keinen Risikofaktor darstellen, beantwortet. Etwa 53 % wussten, dass Adipositas und etwa 25 %, dass eine schlechtsitzende Prothese keine Risikofaktoren für diese Tumorerkrankung darstellten.

Zusammenfassend möchten wir beispielhaft folgende Punkte hervorheben:

  • Vorläuferläsionen und kleine bösartige Tumore sind nicht schmerzhaft
  • Zunge und Mundboden sind die beiden häufigsten Lokalisationen
  • Leukoplakie ist die häufigste Vorläuferläsion
  • Risikofaktoren sind auch Alter, Sonnenexposition (Lippe)

Basierend auf diesen Ergebnissen wurde der zahnärztlichen Kollegenschaft ab Februar 2024 ein kostenloses und digitales sechsmonatiges Fortbildungsangebot mit unterschiedlichen Medien zur Verfügung gestellt. Das Fortbildungsangebot wurde schrittweise zur Verfügung gestellt. Im Februar erschien ein 5-Minuten-Film und ein Poster zur Mundschleimhautuntersuchung. Im April wurden diese Medien durch ein weiteres Poster zu möglichen Risikoläsionen und einem Vortrag von Prof. Dr. Dr. Martin Kunkel mit dem Titel „Von der Vorläuferläsion zum Mundhöhlenkarzinom – einfache und sichere klinische Diagnostik“ ergänzt. Im Juni kamen zwei weitere Vorträge von Prof. Dr. Dr. Andrea Rau und Prof. Dr. Dr. Torsten Reichert zu den Themen „Risikofaktoren von Mundhöhlenkrebs – Nikotin, Alkohol und ???“ und „Orale potentiell maligne Erkrankungen“ hinzu. Die Nutzung der Fortbildungsmedien war der Kollegenschaft unabhängig von der Teilnahme an der Umfrage möglich. „Selbstverständlich ist eine Teilnahme an der Re-Evaluation unabhängig von der Teilnahme an der ersten Umfrage und am Fortbildungsprogramm möglich“, erläutert Prof. Hertrampf.

Re-Evaluation ab August 2024 geplant
Mit der Versendung des Newsletters im August erhalten alle potentiellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Link zur zweiten Online-Befragung mit der Bitte, den Fragebogen zu beantworten. Auch diese Erhebung erfolgt in einer Weise, dass keine Rückschlüsse auf Ihre Person möglich sein werden. „Durch die Vergabe einer Identifikationsnummer können wir gewährleisten, dass Projektgruppe und Kammer nicht wissen, wer an der Umfrage teilnimmt.“ erklärt Prof. Hertrampf.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter: https://www.uksh.de/mkg-kiel/NaPrae_Mundkrebs