Der Hamburger Zahnärztetag hat seit seiner Initiierung 2007 schon an verschiedenen Orten stattgefunden. Nach dem Beginn am Alten Wall und einem kurzen Intermezzo im CCH waren wir mehr als eine Dekade im Empire Riverside Hotel auf St. Pauli zu Gast und dort sehr zu-frieden – bis auf die Kolleginnen und Kollegen, die wegen der räumlichen Begrenzung nicht dabei sein konnten.
Die Pandemie hat auch hier alles geändert. So musste der Zahnärztetag 2021 virtuell stattfinden. Allen Unkenrufen zum Trotz hat das super funktioniert und es sind viel mehr Kollegen und Kolleginnen zusammengekommen als je zuvor. Das schließt auch viele Kollegen und Kolleginnen ein, die sonst nicht gekommen wären – weil sie große Menschenansammlungen meiden – oder die aus familiären Gründen nicht hätten kommen können. Auch die Fragenkultur hat profitiert: Noch nie wurden bei einem Zahnärztetag so viele und so gute Fragen gestellt – und allesamt beantwortet. Andererseits haben viele von uns das persönliche Zusammentreffen vermisst. Wir hatten uns daher vorgenommen, zukünftige Zahnärztetage hybrid zu veranstalten, also als Präsenzveranstaltung mit der zusätzlichen Option, alternativ die Teilnahme von da-heim anzubieten. Wobei „daheim“ ein inzwischen weiter gefasster Begriff ist: Beim wissenschaftlichen Abend mit Prof. Meyer zum Thema Zahnhalsdefekte am vergangenen Montag hat sich eine Hamburger Kollegin von der portugiesischen Algarve zugeschaltet …
Neuer Veranstaltungsort
Die aktuellen Bedingungen für Präsenzveranstaltungen schränken uns unter 3G-Bedingungen allerdings stark ein. Im Emire Riverside Hotel hätten unter diesen Umständen nur mit 59 Personen zusammenkommen können; das wäre wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen. Die Mitarbeiterinnen der Abteilung Fortbildung, speziell Frau Gries und Frau Wegemann, haben daher nach neuen Wegen gesucht und mit dem VIP-Bereich Business Foyer Ost des Volksparkstadions in der Sylvesterallee einen spektakulären neuen Tagungsort gefunden.
Dieser ermöglicht uns die Zusammenkunft unter 2G-Bedingungen ohne Abstandsgebot und bietet zudem ausreichend Platz für eine interessante Industrieausstellung. Wir haben uns daher einstimmig für diesen neuen Veranstaltungsort entschieden, der zudem auch von Kolleginnen und Kollegen aus dem Umland sehr gut erreichbar ist. Unmittelbar vor dem Business Foyer Ost liegt dabei der Parkplatz „weiß“ und steht uns exklusiv zur Verfügung
Hochkarätiges Tagungsprogramm
Inhaltlich verspricht das Tagungsprogramm ebenfalls hochinteressant zu werden. Dafür sorgen sowohl die signierten Referenten als auch die spannenden Vortragsthemen um das Hauptthema.
Prothetik – Analog vs. Digital: Zahnersatz mit Gips, Grips, Biss und Bytes.
Inhaltlich stellen dabei den Anfang prothetischer Behandlungen die Abformungen dar. Entsprechend wird Prof. Dr. Bernd Wöstmann aus der Universität Marburg den aktuellen Stand hinsichtlich der Abformtechnik analog und digital vorstellen. Hier hat sich seit seinem letzten Vortrag vor einigen Jahren einiges getan und deswegen ist es für uns alle interessant, so offen wie beim letzten Mal von ihm zu hören, was gut klappt und wo es noch klemmt.
Bei der Planung von Zahnersatz sind dann die Eigenschaften der zu verwendenden Restaurationsmaterialien zu berücksichtigen. Hier sind mittlerweile diverse neue Werkstoffe entwickelt, teils im Grenzbereich zwischen Keramik und Komposit bzw. Kunststoff. Prof. Dr. Matthias Kern aus der Universität Kiel und Initiator der Leitlinie Behandlung mittels vollkeramischer Restaurationen wird daher neue Werkstoffe im Vergleich zum Bewährten vorstellen.
Nicht immer kann Prothetik, ob analog oder digital, auf alle Zähne als Pfeiler zurückgreifen. Deswegen hat auch Zahnersatz im teilbezahnten Gebiss weiter seine Berücksichtigung. Hier werden mittlerweile manche alte „Zöpfe“ durch den aktuellen Wissensstand nicht mehr unterstützt und führen zu neuen Regeln und Konzepten – die uns PD Dr. Daniel Reißmann aus dem UKE der Universität Hamburg vorstellen wird.
Die Behandlung mittels herausnehmbarer Vollprothesen ist ein Bereich der Zahnheilkunde, in dem neue digitale Techniken besonders spannende Umwälzungen mit sich bringen mit völlig neuen klinischen Abläufen, neuen Materialien und neuen Herstellungstechniken. Dabei haben verschiedene Hersteller völlig verschiedene Konzepte entwickelt. Für deren Vorstellung bzw. deren Vergleich wäre niemand besser berufen als Prof. Dr. Martin Schimmel von der Universität Bern.
Den Freitagnachmittag planen wir wie früher mit einem Get-totogether beschließen. Die Location ist dafür wie prädestiniert, hier im VIP-Bereich des Volksparkstadions sollen in Zukunft wieder große Erfolge gefeiert werden …
Nachdem am Freitag zuletzt die Behandlung der Folgen von Zahnverlust im Vordergrund stand, rückt am Samstag der Zahnverschleiß in den Fokus. Dessen Inzidenz steigt – gerade unter jugendlichen Patienten – teils erheblich. Ursachen sind chemische und/oder mechanische Faktoren. Die resultierenden teils gravierenden Substanzverluste können zum Verlust der Vitalität und sogar zum Zahnverlust führen. Wie dieser stufenlos fortschreitende Prozess diagnostiziert wird und wann die Situation welcher Behandlung bedarf, beschreibt PD Dr. M. Oliver Ahlers vom CMD-Centrum Hamburg-Eppendorf und der Universtät Hamburg als Autor der aktuellen Studien zur Systematik der Diagnostik seitens der Universitäten Amsterdam und Hamburg.
Hinsichtlich der Umsetzung derartiger Behandlungen spielt die ästhetische Behandlungsplanung eine erhebliche Rolle. Prof. Dr. Petra Gerthühlen von der Universität Düsseldorf hat in dem Bereich eine Auszeichnungen erhalten für die anschauliche digitale ästhetische Behand-lungsplanung und ihre nachfolgende analoge Umsetzung. Den aktuellen Stand hinsichtlich dieser Techniken wird sie in ihrem entsprechenden Vortrag erläutern.
Kaum ein Bereich in der Zahnheilkunde hat durch die Digitalisierung eine solche Aufwertung erfahren wie die Implantat-Planung. Planungsinstrumente ermöglichen mittlerweile eine dreidimensionale Positionierung unter entsprechender Kontrolle durch Positionierungsschablonen. Den aktuellen Stand in diesen Techniken und die Möglichkeiten und Grenzen erläutert uns Prof. Dr. Florian Beuer von der Charité Universitätsmedizin Berlin. Um die beiden Thehmen optimal zu verzahnen, wird Prof. Beuer auch den nachfolgenden Vortrag übernehmen und die digitale Herstellung Implantat getragener Restaurationen erläutern. Die ist ein für sich getrenntes Thema, bei dem die Implantation schon erfolgt ist und nun die eigentliche Herstellung des Zahnersatzes erfolgt. Auch hier ist es für viele Kolleginnen und Kollegen wichtig zu erfahren, was sich in den letzten Jahren in dieser Richtung getan hat und welche Techniken mittlerweile verfügbar und ausgereift sind.
So hilfreich und spannend die verschiedenen Themen sind, am Ende stellt sich die Frage, welche dieser prothetischen Verfahren analog oder digital in der Praxis umsetzbar sind und wo die digitalen Techniken Vorteile gegenüber herkömmlichen analogen Vorgehensweisen bieten. Interessant ist dabei auch die Frage, ob sich Arbeitswege verkürzen lassen oder ob Arbeitsschritte bei digitalisierung mit weniger Personal auskommen. Am Samstagnachmittag stellt daher Dr. Sebastian Horwarth sein Konzept der vollständigen Digitalisierung auch der Praxisabläufe vor. Der Titel „Rocket Dentistry“ spiegelt die Ambitionen des Kollegen wider und verheißt visionäre Perspektiven.
Wir hoffen, dass das Programm auch Ihre Interessen trifft. Sie können sich ab jetzt anmelden und wir freuen uns sehr, Sie in Präsenz am 28. und 29.01. im Volksparkstadion zu treffen. Diejenigen, die nicht unter 2G-Bedingungen dabei sein wollen oder lieber von daheim digital zuschaien möchten, haben dieses Mal erstmals die Wahl – das Thema ist Programm …
Bis dahin wünschen wir einen erfolgreichen Herbst und Winter – und dass Sie alle gesund bleiben!
Priv.-Doz. Dr. M. Oliver Ahlers Dr. Kai Krüger